Zubehör rund ums Islandpferd gibt’s mittlerweile in üppiger Vielfalt und doch sind die nationalen und internationalen Islandpferde-Schaufenster und ihre Betrachter und Kunden regelmäßig offen für Neues. So gelingt es ab und zu dann auch nicht nur den etablierten Marken, sondern innovativen und mutigen Akteuren, mit kleineren oder größeren Gadgets in die Phalanx derer einzudringen, die als Marktführer zugleich in nicht unerheblichem Maße Meinungsführer dahingehend sind, was als Trend gelten darf und was einfach nur als „nice to have“.
Bei etwas leichter austauschbaren, meist kleinen Gegenständen eines zudem niedrigeren Preissegments ist soetwas natürlich ungleich leichter als z.B. bei komplex zu entwickelnden Gesundheits- und Pflegeprodukten, und erst recht eine Kategorie wie die unserer Islandpferde-Sättel hat in ihrem zu Recht allerhöchsten Anspruch nicht nur eine rein technische, materialseitige und handwerkliche Dimension, sondern geradezu eine philosophische.
Im Sattelbau gibt es daher die etablierten Marken, die sich nicht nur über etliche Jahre, sondern teils über Jahrzehnte einen Namen gemacht haben, die von frühen Prototypen über anfängliches „Learning by Doing“ bis zur ersten Marktreife und dank kontinuierlicher Optimierung im Dialog mit ihren Markenbotschaftern, die jegliche Neuerung ausgiebig auf Herz und Nieren testen, hin zu ihren heutigen Modell-Schlagern etwas sehr Solides aufgebaut haben.
Traut sich nun also jemand, diesem Marktplatz neu beizutreten und nicht nur Lizenznehmer eines anderen Herstellers für’s eigene Etikett zu werden, kann das eigentlich gerade nicht bloß aus Lust, Laune und Eitelkeit geschehen, sondern weil er oder sie hundertprozentig von der selbst entwickelten Idee und deren gewissem Etwas an Innovation überzeugt ist und folglich auch mit dem Bewusstsein ans Werk geht, dass man gute Sättel nicht „mal eben so“ auf den Markt bringt, sondern dass eine hohe Beratungsintensität und nachhaltiger Kundenservice untrennbar dazugehören müssen.
Blómatún, das bereits mit gut gefülltem Online-Shop aktive Label der Familie Dorn aus der Nähe von Trier, ist genau dieser neue Sattelmacher, und nach einem ersten Blick auf die schicken Erzeugnisse wie die Modelle „Lúpína“ oder „Sóldögg“ (isl. Sonnentau) hatten wir eine Gelegenheit, mit den Machern hinter der Marke über ihre Motivation und Ziele zu sprechen.
EYJA: Kommen wir gleich auf den Punkt – warum baut Blómatún eigene Sättel?
Gregor Dorn: Soviel vorweg, wir finden viele existierende Sättel und auch ihre Herstellermarken sehr gut, und wir haben im Gespräch mit ihnen über die Jahre großartige Menschen kennengelernt, die nicht nur hin und wieder neue Designs auf den Markt bringen, sondern denen es auch am Herzen liegt, dass es Pferd und Reiter damit hinsichtlich Biomechanik und Funktionalität gut geht. Gar keine Frage.
Und trotzdem ging es uns selber so, dass wir bei nahezu jedem Sattel der zahlreichen unterschiedlichen Labels in der Passgenauigkeit für’s jeweilige Pferd und eben auch im Komfort für uns als Reiter immer wieder hier oder da bestimmte Änderungswünsche gehabt haben, die keiner dieser Sättel erfüllt hat. Das war unsere Beobachtung und unser ehrlicher Wunsch und eben gar keine Besserwisserei, sondern ganz einfach die Idee, dass wir gern unsere eigenen Wünsche umgesetzt sehen wollten, weil wir eben auch glauben, dass andere Reiter diese Wünsche haben.
Also haben wir alles das ganz in Ruhe zusammengetragen und daraus entstand die Vorstellung, eine Eigenkreation zu gestalten. Auf der Spoga konnten wir passend dazu einen Sattel aus England testen, der einem in unseren Gedanken bereits existierenden Modell sehr nahe kam, und das hat uns dazu motiviert, mit diesen Partnern weiter im Gespräch zu bleiben und unsere Idee innerhalb der vergangenen Monate zum Abschluss zu bringen.
EYJA: Wie darf man sich diese Abläufe ganz praktisch vorstellen?
Julia Dorn: Wir haben neben dem Hersteller dieses Modells aus England, das uns gut gefiel, drei weitere Sattelbauer kontaktiert, die Sättel für Islandpferde anfertigen, und haben auch von diesen Firmen Vorschläge in Form von fertigen Sätteln erhalten.
Schon früher hatte uns natürlich immer der Sitz eines Eques Black fasziniert, Maßstab in Sachen Qualität war für uns eindeutig der TopReiter Spirit, also nahmen wir diese Vorbilder mit zu besagtem Sattelbauer aus England, zerlegten dessen Sattel komplett, legten seinen Sitz noch etwas tiefer – um die Breite zweier Finger – und haben damit einen noch tieferen Sitz für den Reiter erlangt. Genau wie wir uns das gewünscht haben.
Als das gelungen war, haben wir zum Testen viele verschiedene Pauschen an unserem neuen Modell angebracht und haben den Sattel mit diesen ganz unterschiedlichen Abstimmungen immer wieder geritten, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Das haben wir natürlich nicht nur für uns im stillen Kämmerlein gemacht, sondern wir haben zahlreiche bekannte Sport-, Berufs- und selbstverständlich auch Freizeitreiter einbezogen. Ihre Meinung und Unterstützung war uns enorm wichtig, um damit ja auch für das Produkt und seine Marktreife die bestmöglichen Erkenntnisse zu gewinnen.
Ganz zum Schluss ist daraus ein Modell entstanden, wofür wir natürlich nicht das Rad neu erfunden haben, aber der Aufbau und das Design, der Sitz sowie die Platzierung und die Modifizierbarkeit der Pauschen, alle diese Elemente in ihrer fertigen Komposition der jetzt erhältlichen Blómatún-Sättel sind ganz alleine bei uns entstanden.
EYJA: Gratulation dazu, gleichzeitig seid Ihr aber auch weiterhin über Euren Shop Vertriebspartner von EQUES und TopReiter …
Gregor Dorn: … wofür wir sehr dankbar sind. Ein paar zusätzliche Ideen und daraus entstandene eigene Produkte stellen ja nicht eine über Jahre gewachsene und ehrlich empfundene Partnerschaft in Frage, finden wir. Ursprünglich war unsere Sattelidee ja auch als Ergänzung zu der Produktpalette einer der genannten Marken angedacht. Diese Option fanden wir anfangs auch ehrlicherweise ganz charmant, aber die Tatsache, dass wir selbstverständlich ein relativer Newcomer in der Islandpferdeszene sind und weder reiterlich auf einen langjährigen Background zurückgreifen können noch die Kompetenz eines alteingesessenen Sattelbauers besitzen, wollten wir uns nicht auf dieselbe Ebene stellen.
Jetzt sind wir also mit nunmehr vier verschiedenen Sätteln in unserer kleinen Blómatún Edition selbst auf dem Markt, und wir sind ganz gespannt, in welche Richtung uns die weitere Reise führen wird. Das Feedback, das wir von Interessenten und ersten Käufern erhalten haben, ist jedenfalls enorm ermutigend und positiv, und wir freuen uns auf jede Botschaft und Anregung zu unseren Modellen, die wir geneigten Trainern und Reitern natürlich auch für Proberitte zur Verfügung stellen.
EYJA: Gutes Gelingen und viel Freude Euch und Euren Kunden mit den neuen Blómatún-Kreationen.